Mittwoch, 31. August 2022

Via Alpina: Ormea - Garessio


Der Tag begann mit einem guten Frühstück im Hotel Italia in Ormea. Die Wirtsleute erzählten den Gästen am Nebentisch, dass sie diese Hotelsaison schon im Frühherbst beenden müssten, da die Heizkosten bei den stark steigenden Energiepreisen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg nicht mehr verkraftbar seien, solange das Hotel nicht gut ausgelastet ist.

Der Himmel war am Morgen wieder strahlend blau, aber für den Nachmittag wurden abermals Gewitter vorhergesagt. Nach dem starken Gewitter des Vorabends, und auch zur Schonung unserer Knie, entschlossen wir uns für eine kleine Änderung der Route. Statt wieder zum Höhenweg „Balconata di Ormea“ aufzusteigen, wählten wir den ziemlich flachen, unspektakulären und deutlich schnelleren Talweg dem Tamaro-Fluss entlang, der dann bei Barchi Garei am Fuss des Torre di Barchi wieder auf die offizielle Via-Alpina-Route trifft. 


Abmarsch beim Hotel Italia in Ormea

Morgentlicher Rundgang durch Ormea, diesmal bei Sonnenschein

Spannende Gassen

Um 09.00 Uhr verliessen wir unser Hotel, wanderten zuerst durch die hübschen Gassen des alten Ortsteils zurück ins Zentrum von Ormea, wo wir eine Kleinigkeit einkauften. Danach überquerten wir die Brücke des Tanaro-Flusses und folgten am orografisch rechten Flussufer dem Spazier- und Radweg, der zum Etappenziel Garessio führt. Die Gegend scheint unter deutlicher Entvölkerung zu leiden. Zuerst passierten wir eine Mineralwasserfabrik und wanderten unter dem Torre di Barchi vorbei, der vermutlich am Ende des 8. Jahrhunderts zur Verteidigung gegen einfallende Sarazenen errichtet worden war. 

Blick vom Tanaro-Ufer zurück nach Ormea

Schnelle Alternative zur Fortsetzung
der Balconata: der Weg entlang des
Tanaro-Ufers

Nur wenig Auf und Ab am Uferweg

Kurz nach dem Mittag erreichten wir bereits im Tagesziel Garessio ein. Wir checkten im gemütlichen B&B Sportinghouse ein, welches von einem lokalen Mountainbike-Guide und seiner englischen Frau geführt wird. Nach einem erfrischenden Bad im kleinen Gartenpool erkundeten wir das kleine Städtchen. Es gibt einen wunderschönen mittelalterlichen Dorfkern: das „Borgo Medievale“. Die historischen Häuser wurden teilweise schon saniert, aber einige Palazzi haben noch grosses Renovationspotenzial. Und verschiedene dieser alten Gemäuer stehen zum Verkauf. Bezogen auf die Einwohnerzahl gibt es im Viertel viele imposante Kirchen. 

Garessio mit wunderschönem mittelalterlichen Ortskern

Borgo medievale


Überall altes Gemäuer

Blick von einer Kirche zur anderen

Nach einem ausführlichen Rundgang besuchten wir auch den Ortsteil am Tanaro-Fluss, wo es mehrere Lebensmittelgeschäfte und Bars gibt. Wir kauften etwas Proviant ein und kehrten für ein Schläfchen zurück zur Unterkunft. Am Abend gönnten wir uns ein ausgedehntes Nachtessen mit ligurischen Spezialitäten in der Locanda Ponte Rosa.

Aperitiv im Kavarna-Pub bei der provisorischen Fussgängerbrücke

Leckere Vorspeise in der Locanda Ponte Rosa

Tourendaten:
Strecke 14.1 km
Aufstieg 164 Hm, Abstieg 278 Hm
Zeit unterwegs 3 Std. 45 Min., davon in Bewegung 3 Std. 20 Min.

Hyperlinks:
Reiseführer Via Alpina: R152 (Variante)

GPS-Track:

Dienstag, 30. August 2022

Via Alpina: Rifugio Mongioie - Ormea

Diese Tagesetappe unseres Via-Alpina-Projekts 2022 führte uns über einen Teil der „Balconata di Ormea“, einem 1999 angelegten Höhenweg, der von Viozene nach Eca verläuft. An diesem Tag machte uns das Wetter Sorgen. Für den Nachmittag waren Gewitter vorhergesagt, und eine längere Wanderung stand uns bevor. Also wanderten wir bereits um 07.35 Uhr vom Rifugio Mongioie in sportlichem Tempo los.

Aufbruch beim Rifugio Mongioie

Blick zurück zum Pian Rosso

Die gesamte Strecke war sehr lieblich, grossteils durch Wälder und deshalb angenehm schattig. Endlich sahen wir wieder Via-Alpina-Logos auf den Wegweisern. Wir stiegen zuerst ab nach Viozene (linke Wegvariante) und schwenkten dort in die „Balconata die Ormea“ ein, die auf halbem Hang über dem Tanaro-Tal verläuft. Dabei umwanderten wir den Monte Baraccone und zogen danach an alten Steinhäusern von Fasce und Biranco vorbei. Manche dieser Rustici waren verlassen und mehr oder weniger verfallen. 

Fliegenpilz

Hübsche Blumen am Bach

Viele verlassene Häuser am Wegrand

Auf der Balconata di Ormea, Blick über das Valle Tanaro

Alter Bildstock am Wegrand

Am Picknick-Tisch vor der Kapelle San Giovanni Battista hielten wir Mittagsrast. Danach stiegen wir, verwirrt durch die beiden Variantenangaben auf dem Wegweiser, zum kleinen Lao-See auf, bemerkten dort unseren Irrtum, kehrten um und stiegen auf dem richtigen Weg nach Chioraira ab. Dort bewunderten wir die vielen Ebereschen, später Eichen und Kastanien. Bei den verfallenen Häusern von Ca Riano fanden wir terrassierte Kastanienplantagen. 

Kapelle San Giovanni Battista

Blick nach Chionea -
dahinter liegt unten im Tal das Tagesziel Ormea

Stattliche Kastanienbäume

Ein erster kurzer Regenspritzer erwischte uns beim Abstieg ins schöne Bergdorf Chionea, doch schon zwei Minuten nach Anziehen der Regenpelerine brach die Sonne wieder durch, und es wurde gleich wieder schwülwarm. Von Ferne hörten wir Donnergrollen und eilten deshalb den steilen Maultierpfad hinunter in unser Tagesziel Ormea. 

Eilmarsch auf dem Maultierpfad nach Ormea - Regen zieht auf

Es gab drei Hotels und mehrere Gästezimmer im Ort, aber wir hatten noch nicht reserviert. Vorbei an den Hotels dell’Olmo und Nazionale eilten wir zum Hotel Italia, das im unteren Teil des Altstädtchens liegt. Als wir fast dort waren, setzte sehr starker Regen ein, und wir mussten für die letzten 100 m den Regenschutz anziehen, um nicht völlig durchnässt zu werden.  Wir bezogen unser Zimmer im Hotel Italia und hängten die Sachen zum Trocken auf. Während des Gewitters fiel zweimal kurz der Strom aus. Um 19.30 Uhr, als es aufhörte zu regnen, bummelten wir durch die menschenleere Altstadt. Viele Restaurants waren geschlossen, doch schliesslich fanden wir die kleine Pizzeria Riserva La Regina beim Camper-Parkplatz. Zum Abschluss des Abends bummelten wir durch die romantischen engen Gassen des alten Dorfkerns.

Im Altstädtchen von Ormea - nach dem Regen

Tourendaten:
Strecke 23.0 km
Aufstieg 640 Hm, Abstieg 1466 Hm
Zeit unterwegs 8 Std. 05 Min., davon in Bewegung 6 Std. 20 Min.

Hyperlinks:
Reiseführer Via Alpina: R151

GPS-Track:

Montag, 29. August 2022

Via Alpina: Rifugio Garelli - Rifugio Mongioie


Es herrschte wieder gutes Wetter, als wir uns um 08.30 Uhr auf den Weg machten. Wir starteten beim Rifugio Garelli in östlicher Richtung und stiegen zum Colle di Porta Sestrera auf und wanderten vorbei am kleinen, mit Seegras halb zugewachsenen Bergsee Lago Rataira hinauf zum Colle del Pas. Von dort ging es wieder zügig abwärts zum Passo della Croce. Während die offizielle Via-Alpina-Route an der Capanna Saracco-Volante vorbeiführt, wählten wir die etwas westlich gegenüberliegende Wegvariante. Ungefähr einen halben Kilometer weiter kamen wir am Passo delle Mastrelle vorbei, wo ein imposanter Felsbrocken direkt an der Geländekante balanciert ist; man meint, man könne ihn mit einem Ruck den Abgrund hinunterrollen. 

Morgenstimmung bei der Hütte

Abmarsch beim Rifugio Garelli

Am Lago Rataira

Abstieg vom Colle del Pas zum Passo della Croce

Passo delle Mastrelle

Von dieser markanten Stelle führt der Pfad zuerst recht steil hinab über Geröllhänge, dann taucht man über immer lieblichere Hänge mit schöner Vegetation ein ins Vallone di Carnino. Ein schöner Fussweg führte durch den Wald nach Carnino Superiore und zur Steinhaussiedlung von Carnino Inferiore, wo es eine Bar mit Rifugio namens Foresteria di Carnino gibt. Wir bestellten ein kleines Mittagessen im Gastgarten. 

Abstieg ins Vallone di Carnino


Im Vallone di Carnino

Herbstzeitlose

Mittagsrast beim Rifugio Foresteria di Carnino

Es folgte ein Aufstieg durch schöne Wiesen mit Mirabellen- und Apfelbäumen, nicht der Strasse entlang, wie im offiziellen Via-Alpina-GPS-Track beschrieben, sondern direkter auf dem Fussweg. Nach dem Sattel Colla di Carnino führt der Weg hinunter zur Hängebrücke «Ponte Tibetano delle Vene», die jedoch durch ein Unwetter zerstört worden war und bergseitig umgangen werden musste. Etwas später wurden wir durch einen wild bellenden Herdenschutzhund überrascht. Wir wandten an, was wir im Refuge de Valmasque für solche Situationen gelernt hatten: ruhig sprechen, Schultern hängen lassen und dem Hund nicht in die Augen schauen – es funktionierte. 

Die zerstörte Hängebrücke "Ponte tibetano delle Vene"
muss bergseitig umgangen werden


Um 15.55 Uhr erreichten wir das schöne und geräumige Rifugio Mongioie, das auf einem schönen Wiesenbalkon hoch über dem Talgrund liegt und von Sportkletterern, Wanderern und Familien bevölkert wird. Wir hatten einen kleinen Schlafsaal für uns allein. Nach einer ordentlichen Dusche genehmigten wir uns einen Aperol Spritz im Garten und genossen die Abendsonne. Um 19.30 Uhr wurde das köstliche Nachtessen serviert.

Abendessen - erster Gang

Tourendaten:
Strecke 14.5 km
Aufstieg 1015 Hm, Abstieg 1425 Hm
Zeit unterwegs 7 Std. 25 Min., davon in Bewegung 5 Std. 10 Min.

Hyperlinks:
Reiseführer Via Alpina: R150

GPS-Track:









Sonntag, 28. August 2022

Via Alpina: Colle di Tenda - Rifugio Garelli

 


Gut erholt genossen wir das schöne Frühstück, das uns Walter vom B&B L’Albric zubereitet hatte. Eine grosse Tagesetappe auf der Via Alpina stand bevor, sehr weit und landschaftlich eindrücklich. Leider wurden für den späteren Nachmittag wieder Gewitter vorhergesagt, deshalb entschieden wir uns, die Wanderung etwas abzukürzen und oben beim Colle di Tenda zu starten. Sicher ist sicher, denn in den Tagen zuvor waren in der Region zwei Bergsportler vom Blitz erschlagen worden. Walter bietet allen seinen Übernachtungsgästen an, sie nach dem Frühstück gegen eine kleine Gebühr zur Passhöhe zu fahren, was die Wanderzeit der Via-Alpina-Etappe R149 um wertvolle zwei Stunden verkürzt. 

Fort Centrale am Col de Tende

Wir starteten unsere Wanderung um 07.55 Uhr bei wolkenlosem Himmel. Nach einem kurzen Blick auf das imposante Forte Centrale, dessen Innenhof gerne als Übernachtungsplatz für Wohnmobile genutzt wird, betraten wir die Alta Via del Sale. Diese alte Militärstrasse ist ein Wanderweg, kann aber gegen Gebühr auch mit Geländewagen, Quads, Motorrädern oder Mountainbikes befahren werden, ausser dienstags und donnerstags. Für Autofahrer sind starke Nerven Voraussetzung, denn das Kreuzen ist über weite Strecken nicht möglich, und neben der Strasse geht es oft steil in die Tiefe. Es war Sonntag und deshalb erstaunlich viel los, wir beobachteten mit Spannung das emsige Treiben. 

Wolken ziehen auf 

Alta Via del Sale, imposante Schotterstrasse entlang des Grenzkamms

Die Strasse ist gegen Gebühr auch für Enduro- und Gelände-
wagenfahrer zugänglich, ausser dienstags und donnerstags

GTA-Wanderweg vom Col de la Boaira zum Colle Plane

Beim Col de la Boaira folgten wir nicht dem GPS-Track, sondern nahmen die GTA-Route, die von der Alta Via del Sale abzweigt, bis zur Colla Pian della Malaberga. Dort marschierten wir kurz in die falsche Richtung, bemerkten den Irrtum glücklicherweise nach wenigen Minuten und querten zum Morgantini-Biwak. Dort beginnt ein schönes Karstgebiet, und eine kleines ehemaliges Militärsträsschen führt hinab nach Gias Ortiche. Dort führt ein etwas schmalerer Weg wieder hinauf zum Passo del Duca. Allmählich zogen Wolken auf. Zum dritten Mal sahen wir ein Schild, welches die Wanderzeit zum Rifugio Garelli mit zwei Stunden auswies – die ersten beiden Schilder waren um Faktoren falsch, doch diesmal stimmte die Zeitangabe einigermassen. Der Pfad führt steil hinab ins Vallone del Marguareis, quert dann oberhalb des Talgrunds hinüber und führt dann steil hinauf zum Rifugio Garelli. Um 15.45 Uhr erreichten wir die sehr schöne und geräumige Unterkunft. 

Capanna Morgantini

Passo del Duca

Blick hinunter ins Vallone del Marguareis - das Rifugio
Garelli befindet sich auf der Gegenseite (linke Anhöhe)

Laghetto del Marguareis

Rifugio Garelli - wurde mit einem Architekturpreis ausgezeichnet

Nach einer erfrischenden Dusche setzten wir uns für eine Weile auf die Terrasse, bis die Wolken dicht wurden. Das gefürchtete Gewitter blieb aus, aber es regnete leicht. Wir machten es uns im Haus gemütlich und spielten Karten. Neben einer Gruppe holländischer Wanderinnen und zwei Engländern waren wir die einzigen Gäste in der Berghütte, die vor 30 Jahren nach einem Brand neu und im modernen Stil aufgebaut wurde – und damals einen Architekturpreis gewann. Das leckere Nachtessen wurde um 19.30 Uhr serviert – lange erwartet, denn wir waren nach der langen Wanderung sehr hungrig.


Tourendaten:
Strecke 21.5 km
Aufstieg 741 Hm, Abstieg 671 Hm
Zeit unterwegs 7 Std. 50 Min., davon in Bewegung 6 Std. 35 Min.

Hyperlinks:
nächste Etappe
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Reiseführer Via Alpina: R149 (gekürzt)

GPS-Track: